Der Siegkreis in der NS-Zeit
Die Ernennung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler gilt als eine der wichtigsten Zäsuren der jüngeren deutschen Geschichte. Die Nationalsozialisten griffen nun auch auf lokaler und regionaler Ebene nach der staatlichen Macht. Für die Kreisverwaltungen begann damit eine neue Zeit. Bei den Reichstags- und Kommunalwahlen im März 1933 konnte die Zentrumspartei im Siegkreis zwar noch einmal ihre Mehrheit verteidigen. Nach den Wahlen erfolgte dennoch rasch die Entmachtung der Kreistage. Der Landrat besaß zwar in allen staatlichen und kommunalen Angelegenheiten die alleinige Entscheidungsgewalt, de facto war er aber den Direktiven der Kreisleitung der NSDAP unterworfen.
Auch die Kreisaufgaben unterlagen in der NS-Zeit einem Wandel. Für das gesamte Aufgabengebiet Sozialwesen wurde nach 1933 die Konkurrenz zu Einrichtungen der NSDAP – z.B. die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt oder das Winterhilfswerk– immer stärker. Bei den 1922 neu gebildeten Kreisjugendämtern vollzog sich nach 1933 ein radikaler „Übergang zur Staatsjugend“. Im Gegensatz zur Weimarer Zeit bestimmten fortan in den 1934 eingerichteten Kreisgesundheitsämtern auch erbbiologische und rassenhygienische Ausleseverfahren die Arbeit. Anhand von schriftlichen Quellen und Bildmaterial zeigt Kreisarchivarin Dr. Claudia Arndt, welche konkreten Auswirkungen die politischen Veränderungen im deutschen Reich hier im Kreisgebiet hatten und was sie für das alltägliche Leben der politisch Verantwortlichen wie der Bevölkerung bedeuteten.
Eine Kooperationsveranstaltung der VHS mit dem Archiv des Rhein-Sieg-Kreises.
Anmeldeschluss: 24. Januar 2023
Information zum Bild: Vom ersten NS-Landrat des Siegkreises, Ludwig Buttlar. Ab 18. April 1933 wurde er trotz fehlender Qualifikation zum kommissarischen Landrat des Siegkreises ernannt, seine definitive Ernennung erfolgte zum 1. April 1934. Am 24. Oktober 1936 wurde er auf eigenen Antrag hin in den einstweiligen Ruhestand versetzt, mit Erlass vom 2. September erfolgte sein Amtsverzicht, da er künftig hauptberuflich als Schriftsteller arbeiten wollte. (Bildnachweis: Heimatverein Siebengebirge